Weltwassertag 2013

Der Weltwassertag wird seit 1993 jährlich am 22. März begangen, so auch in diesem Jahr. Der Weltwassertag 2013 steht unter dem Motto "Wasser und Zusammenarbeit", zugleich Thema des Weltwasserjahres 2013. Damit hat der Weltwassertag in diesem Jahr eine besondere Bedeutung. Die UNESCO trägt die Hauptverantwortung für die Gestaltung des diesjährigen Welttags. Ich bin gespannt.

Der Weltwassertag wirbt in der breiten Öffentlichkeit und der Politik für die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage der Menschheit. Schon 2003 hatten die Vereinten Nationen erstmals ein "Jahr des Wassers" ausgerufen. Am 23. Dezember 2003 hat die 58. UN-Generalversammlung den Zeitraum 2005 bis 2015 zur "Weltdekade des Wassers" erklärt. 2013 ist damit das drittletzte Jahr der Weltdekade.

Worum geht es? 1,5 Milliarden Menschen haben weder Zugang zu sauberem Trinkwasser noch zu menschenwürdigen Sanitäreinrichtungen. Krankheitserreger im Trinkwasser verursachen jährlich den Tod von mehr als 1,5 Millionen Kindern. Zwei Millionen Tonnen Abwasser laufen täglich ungefiltert in unsere Wasservorkommen. Angesichts dieser Probleme hat die UNO die Milleniumsziele formuliert. Eines der Ziele ist es, die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Fachleute haben errechnet, daß dieses Ziel nicht erreicht werden wird. Ein Grund ist sicher, daß die Weltbevölkerung schneller wächst als der Fortschritt in der Wasserversorgung.

Inzwischen sind die Forderungen der Menschenrechtsorganisationen: "Wasser ist ein Menschenrecht" und "Wasser ist ein Gemeingut und keine Handelsware° weltweit akzeptiert. Leider sind wir von der Verwirklichung dieser Forderungen weit entfernt. Was sind die Ursachen? Darüber werden wir in den Veröffentlichungen zum 22. März eine Menge lesen können. Wir werden lesen über die Konflikte zwischen Staaten und zwischen Regierungen und den Regierten. Wer über Wasser verfügt, der hat Macht und Geld. Wer aufmerksam liest wird immer wieder feststellen: Wasser ist unverzichtbar. Wer es zum Leben braucht, der muß großen Aufwand betreiben, um zu Wasser zu kommen, weil er sonst nicht überlebt. Das ist eine gute Geschäftsgrundlage, mit der z.B. die großen Wasserkonzerne wie Veolia/Vivendi und Suez und RWE jährlich Milliarden Gewinne erwirtschaften. Sie sichern sich Wasserrechte, auch mit Waffengewalt. Sie sind es, die seit Jahrzehnten das Wasser zu einer Handelsware machen und die natürlich nichts davon halten, wenn Menschenrechtsaktivisten fordern, daß jedem Menschen täglich mindestens 25 Liter Wasser zur Verfügung stehen müssen - und nicht zu horrenden Preisen oder gegen über Gebühr hohen Aufwand an Arbeitskraft.

Die weltweit ungelösten Wasserprobleme können wir nicht leugnen. Daß sie gelöst werden müssen ist unstrittig. Viele von uns nehmen sie jedoch nicht wahr. Daran haben die bisherigen Gedenktage auch nicht viel ändern können. Unsere Wasserversorgungsbetriebe kalkulieren - wir haben‘s ja! - einen Wasserverbrauch von 120 l pro Person und Tag. Sie jammern, wenn nur 70 oder 80 Liter pro Tag gezapft werden. Wer gar weniger als 50 Liter pro Tag verbraucht, der wird von den Wasserversorgern gern als nicht sonderlich reinlicher Mensch angesehen. Dabei ist die Wassermenge aus dem Hahn bei weitem nicht die Hauptmenge des von uns täglich verbrauchten Wassers. Für die Herstellung unserer Lebensmittel und aller Güter des täglichen Bedarfs ist Wasser erforderlich. Hier wurde der Begriff des "virtuellen Wassers" geprägt. Man kann ausrechnen, wieviel Wasser erforderlich ist, um all das herzustellen, was wir täglich nutzen - vom Teebeutel bis zur Salami oder zum Kohlkopf und vom Nagel bis zur Waschmaschine. Wie sehr wir aus dem Vollen schöpfen, wird klar, wenn man an die Rosen aus Bolivien, die Erdbeeren aus China und die Rouladen aus Argentinien denkt, die wir bei uns zu jeder Jahreszeit kaufen können. Wir kaufen Wasser, Wasser von Menschen, die es uns in dieser "veredelten" Form verkaufen müssen, um zu leben und die davon nicht gut leben können. Das "Geschäft" machen andere! In dieses Geschäft würden - auch bei uns - gern die Wasserkonzerne einsteigen und sie haben, mit Hilfe korrupter Verwaltungen und ahnungsloser Abgeordneter, schon einiges erreicht.

Glücklicherweise gibt es auch verantwortungsbewußte Politiker und eine Menge hellwacher Bürger. Die Liberalisierung des Wassermarktes - so wird die Privatisierung gern verharmlosend genannt - ist nicht mehr so leicht durchzusetzen. Das Zauberwort "PPP" - Public Private Partnership - ist enttarnt und zieht nicht mehr. Die meisten Bürger haben begriffen, daß die Wasserversorgung in die öffentliche Hand gehört und da bleiben muß. Leider sind auch damit noch nicht alle Probleme gelöst. Auch die sog. "öffentliche Hand" hat das Wasser als Geldquelle entdeckt. Deutschland hat weltweit die höchsten Wassergebühren und der Grund dafür ist nicht allein der hohe technische Standard und die überwiegend gute Qualität unseres Leitungswassers.

Bei uns wurden Millionen in überdimensionierte Anlagen und unwirtschaftliche Kanalnetze fehlinvestiert. Die Kredite zahlen vermutlich noch unsere Enkel mit den Gebühren ab. Aber das reicht nicht!

Immer wieder erfindet die Landesregierung Brandenburg neue Gründe, um für längst abgeschlossene Maßnahmen nachträglich Geld zu fordern. Zunächst schafft sie sich geeignete Gesetze. Sie haben wohlklingende Namen wie "Zweckverbandssicherungsgesetz" und "Stabilisierungsgesetz" und "Daseinsvorsorgegesetz" und sind doch nichts weiter, als ein Vorwand, die Bürger - oft für eigene Fehlleistungen - zur Kasse zu bitten. Vorerst letzter Streich war die Änderung des Kommunalabgabengesetzes. Da wurden Verjährungsfristen kurzerhand außer Kraft gesetzt und nun will man sog. Altanschließerbeiträge kassieren. Auch hier bei uns tobt also der Kampf ums Wasser. Es ist wie in Afrika, in Mittelamerika oder im Vorderen Orient - es geht um Geld, viel Geld. Denken wir daran, wenn wir den "Welttag des Wassers" begehen. Ich habe nicht "feiern" geschrieben - zu feiern gibt es nichts! Oder doch? Natürlich doch! Ich denke an Karl-Heinz Böhm in Äthiopien, der von den Menschen dort zu recht gefeiert wird. Er hat für Wasser gesorgt!

Es gibt viele sog. "Namenlose", die ihr ganz privates Geld in die Hand nehmen und mit dafür sorgen, daß die Wassernot etwas gemildert wird. Jeder kann helfen und jeder sollte es tun. Es muß nicht immer Bares sein! Keine Erdbeeren im Herbst aus China und kein Schrank aus Tropenholz - das wäre ein Anfang!